Botschaft zum Hiroshimagedenken

Gegen Vergessen und pathologisches Lernen
Geopolitische Konflikte beherrschen gegenwärtig Debatten über Krieg und
Frieden; statt in Abrüstung wird in Rüstungsmodernisierung, auch in
Aufrüstung im Nuklearbereich investiert. Verträge über Nukleare
Rüstungskontrolle als notwendige, wenn auch nicht zureichende
Sicherheitsplanken wurden gekündigt. Vergessen scheint die Erfahrung, dass
Akteure in Spannungen und kriegerischen Konflikten immer deren
Eigendynamik unterschätzen; überheblich wähnen die Akteure, das
Kriegsgeschehen immer unter ihrer Kontrolle zu haben. Die Katastrophe vor
Ort in Hiroshima und Nagasaki vor 79 Jahren erinnert daran, dass 1945 das
weltweite Entsetzen über beispiellose Zerstörungen einen grundlegenden
Gesinnungswandel angemahnt hat; der Atomwaffenverbotsvertrag hat ihn
bestätigt.
Nukleare Rüstung schützt nicht vor Kriegen. Erklärte und nicht erklärte
Atommächte haben das immer wieder vorgeführt. Vielmehr lenkt eine immer
weiter aufgefächerte Nuklearrüstung davon ab, dass Fehlalarme zu einem
„nicht gewollten“ Nuklearkrieg führen können und dass jede Aufrüstung und
jeder Krieg den alle Menschen bedrohenden Klimawandel verschärfen:
Dieser entzieht vielerorts schon in der Gegenwart, besonders aber den
nächsten Generationen die Lebensgrundlagen auch ohne Krieg. Statt
aufzurüsten gilt es friedenspolitisch Sinnvolles zu tun: die Stärkung der
(über)regionalen und universalen Institutionen, dies auch durch Initiativen der
Zivilgesellschaft, durch einen realen Abbau sozioökonomischer
Ungleichheiten und die Beachtung der gleichen Würde aller Menschen.

Dieter Senghaas und Eva Senghaas-Knobloch

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